Schnell drehte Frank die Zeitungen um, die so wenig Herzensbildung verrieten. Doch auf der anderen Seite stand in fettgedruckter Schrift: "Guten Tag! Ich habe meine erste Million zusammen! Sam Brankwyn." - "Florian, das muß ein Original sein, der seinen Freunden durch eine Annonce so etwas mitteilt; auf alle Fälle hat dieser Mann Humor, und ein humorvoller Mensch hat auch ein gutes Herz! Wir wollen uns auf die Beine machen und diesen Mister Sam Brankwyn aufsuchen". Mit neuer Hoffnung ging es weiter. Bevor Frank und Florian in das Innere der Riesenstadt Chicago einmarschierten, begegnete ihnen ein wohlgenährter Mann, der aber in seiner Kleidung zerrissen und zerlumpt aussah. Dieser dicke Tramp hielt Frank seinen Hut unter die Nase, um ihn anzubetteln. Oh, Ironie des Schicksals! Frank kehrt seine sämtlichen Taschen nach außen; so stand er da und lachte und Florian begleitete sein Lachen mit einem lauten Bellen. Mit einem verschmitzten Grinsen kehrte sich der Dicke ab: "Good bye! Good luck, my little boy!" sagte er noch und wackelte davon. - "Florian, dieser Tramp hat weltmännische Manieren; der muß bessere Tage gesehen haben und sein Leibesumfang verrät, daß er ein Feinschmecker ist!" Aber der Anblick solch behaglicher Körperfülle war Florian nicht gut bekommen; er knurrte; sein Magen krampfte sich zusammen. Doch der würzige Bratenduft, der jetzt aus dem Grillroom eines großen Hotelhauses emporstieg und sich in ihre Nasen kräuselte, bekam den beiden noch weniger. Nun wagten sie auch nicht mehr, nach rechts oder links zu blicken; denn sie mußten die schönsten Auslagen passieren. - An der Ecke einer großen Straßenkreuzung sah Frank in einem eleganten Auto einen selbstzufriedenen Herrn in weichen Polster sitzen, der behaglich eine Zigarre rauchte. - "Mister Sam Brankwyn!" entfuhr es Frank, "Florian, der sieht gerade so aus, als ob er es wäre!" In diesem Moment nahm der Verkehrspoliceman den Arm hoch, verdeckte Frank die Augen und nahm ihm die Aussicht. Jetzt hieß es also warten. Florian setzte sich und Frank schaute aufwärts zu den hohen Häusern, die bis in den Himmel zu ragen schienen. Die Wolkenkratzerhypnose wirkte auf seinen leeren Magen. Er fühlte sich kaum beschwerter als eine Libelle - leicht ging es empor. Seine Fassadenkletterkunst überschritt alle Grenzen des Wahrscheinlichen. Schon war er über die Wolken hinaus, und die Sterne, die am Tage unsichtbar waren, wurden hier oben deutlich erkennbar. Sie kamen freundlich auf Frank zu, faßten ihn unter und zogen mit ihm höher und höher in den Kosmos. - "Wo wohnt Mister Sam Brankwyn in Chicago?" fragte Frank einen umfangreichen Stern mit einer Bauchbinde, der sich besonders um ihn bemühte. - "In der Klepprit-Street, rechts an der Planke auf einer Scheunenkarre!" - "Das kann nicht stimmen, er ist ein Millionär!" - Kaum hatte Frank widersprochen, als er auch schon wieder unten hinter dem Verkehrspoliceman stand, der gerade die Passage frei gab. Aber Frank kehrte um und sagte zu seinem Gefährten Florian: "Wir wollen nach der Klepprit-Street und Mister Sam Brankwyn besuchen. Vielleicht weiß er Rat; er ist ein reicher Mann und hat sicher Essen und Trinken im Überfluß!"