Frank und Florian, die nicht recht wußten, wie ihnen geschah,
wischten sich den Sand aus den Augen. Tatsächlich! - ihr Wagen
hing hinten an dem wohlbekannten Eindecker. Der Fahrtwind pfiff ihnen um
die Ohren und auf dem Rücksitz stöhnte der dicke schwarze
Herr, ihr Reisegefährte. Er war luftkrank und Frank stellte fest, daß
Menschen, ob von
schwarzer oder weißer Gesichtsfarbe, ähnlich grau aussehen,
wenn es ihnen sehr schlecht ist. Mit schwacher Stimme beklagte er sich,
daß ihm sein schöner Zylinderhut weggeflogen sei. Frank
tröstete ihn so gut er konnte: ziemlich ramponiert sei der Hut ja
gewesen, von der langen Wüstenfahrt und dem Begrabensein im Sande
her. Jetzt sahen sie aus mindestens 1000 Meter Höhe hinunter - da
lag der "Reiterstiefel" - Italien im Mittelmeer. Das ging ja fix. Bald
überflogen sie die Alpen und dann kam Deutschland; Berlin
Tempelhof. Hier wurden Frank und Florian von einem liebenswürdigen
Herrn, der sich als Beamter der "Internationalen
Luftschiffahrt-Gesellschaft" legitimierte, in ein Hotel expediert,
allwo unsere beiden Ausreißer acht Tage herrlich und in Freuden
lebten. - Als sie eines Abends durch die hellerleuchteten Straßen
Berlins schlenderten und über den Kurfürstendamm kamen, sahen
sie eine lange Reihe buntgekleideter Herolde, die über Bauch und
Rücken große Plakate trugen, auf denen mit weitleuchtenden
Buchstaben zu lesen war:
Etwas kleiner darunter stand: Sam Brankwyn-Produktion. - Jetzt rissen die beiden ihre Augen auf, rannten wie Besessene los und suchten den Helios-Palast. Da strahlte auch schon eine große Lichtreklame, und das Bild von Frank und Florian in ihrem roten Wagen prangte in grellen Farben an einer hohen Fassade. Unten im Portal stand als Empfangschef der dicke schwarze Gentleman aus Liberia, diesmal im maßgearbeiteten festlich-schwarzen Smoking. Der lachte über das ganze Gesicht, als er die beiden Hauptpersonen des Films "in natura" daherkommen sah. Frank und Florian hatten in ihrer Aufregung gar nicht bemerkt, daß Mr. Sam Brankwyn schon lange hinter ihnen ging und sie jetzt sanft in den Eingang des Theaters schob. Er setzte sich mit ihnen in die schönste Loge und sagte mit vergnügtem Schmunzeln: "Übermorgen ist Premiere in Hamburg; da werden wir uns den Film noch einmal ansehen"; und zu Frank gewendet sagte er noch: "Deine Eltern müssen auch dabei sein!" So wurden Frank und Florian beliebte Filmstars, ohne daß sie es gewollt oder gewußt hatten, und Mr. Sam Brankwyn, der Millionär, Tramp und Bettler aus Chicago, ihr Entdecker.