Wir waren hinter Helgoland. Unsere kleine Brigg, die "Seemöve", war flott und steckte die Schnauze tüchtig ins Wasser. Ich setzte mich am Achterdeck auf die Windje und nahm meine Handharmonika, der ich schon leidlich Töne entlocken konnte, fest zwischen beide Hände. (Bisher hatte ich in Ermangelung eines solchen famosen Instrumentes nur auf einem Kamm geblasen.) Ich griff in die Tastatur: "La Paloma", die weiße Taube ...! - und die See stampfte dazu. Aber mag der Himmel wissen, es wollte nichts Rechtes heraus aus dem Seemannsklavier. Was mochte es sein? Ich war auch nicht bei der Sache; andere Gedanken drängten sich in meinem Kopfe und lenkten mich ab. Einige Gedanken, die hartnäckig immer wiederkehrten, wurden bildhaft; Gestalten erschienen vor meinen Augen: Riesige Fische, Meerungeheuer, Klabautermänner und Seeräuber. Zwischen all diesen Erscheinungen drängte sich besonders ein Bild hervor, das Gesicht der Frau Kapitänin, der Frau unseres Alten. Es sah böse aus, wurde deutlicher, drohender, eine richtige Haifischvisage und verzerrte sich schließlich zur Fratze eines vorsintflutlichen Tieres. Ich wischte mir die Augen. - Ringsum machte sich eine drückende Stimmung bemerkbar. Die Masten knarrten und der Wind pfiff so sonderbar im Tauwerk, daß mir ganz ängstlich zumute wurde. - Etwas Unheimliches brütete. - Schlingerte unser Schiff? Ich schaute mich um; im Kielwasser schäumte und gurgelte es. Da hielt ich es nicht mehr aus, legte mein Instrument beiseite und stürzte auf die Kajütentreppe zu. Smutje, der Schiffskoch, kam gerade heraufgepustet. Ich hütete mich wohl, von der Vision, die ich gehabt hatte, zu sprechen. - "Ist etwas nicht in Ordnung am Schiff?" fragte ich ihn unüberlegt und hastig. Der guckte mich nur scheel an und gab mir dummen Bengel natürlich keine Antwort. Aber ich hörte, wie er gleich darauf zum Steuermann hinaufrief: "Du, Kasper Kolnkarken, kiek ut! is alln's in Ordnung?" Seeleute sind abergläubisch; das Meer macht sie zu wundergläubigen Kindern. Der Steuermann knurrte nur und meinte weiter nichts dazu. Nach geraumer Zeit aber kam er doch darauf zurück. Rechts an der Reeling standen Kuddel Bodderbrod, Edje Garn, Jonny Schwarz und Willem Koppersmid, alles handfeste Jungen. Sie hatten die Tabakspfeifen im Mund, die Hände in den Taschen und tuschelten. - Es war also doch was los - "Kiek ut! is alln's in Ordnung?" rief der Steuermann dazwischen. Die vier Matrosen guckten sich um -, dann fragten sie sich gegenseitig mit stummen Blicken: was das nun wohl wieder zu bedeuten hätte. Darauf torkelten sie nach vorn, wo wie gewöhnlich unser Oberbonze Krischan Smoken mit Hein Quast philosophierte. Nun sah ich, der ich alles genau verfolgt hatte, wie alle fünf sich zusammendrängten und noch geheimnisvoller taten. -
Ich verstehe mich nicht recht auf das Schriftstellern, es ist nicht mein Handwerk. Ich bin Schiffsjunge; doch kann ich wohl auch als solcher, so gut es geht, versuchen, das was ich erlebt habe, niederzuschreiben. Ist doch mein Erlebnis so sonderbar, daß ich jetzt, wo ich wieder klar bei Verstand und auf dem festen Lande bin, eigentlich kaum mehr den Mut habe, alles wahrheitsgetreu wiederzugeben, da es mir heute geradezu unnatürlich erscheint. Ich will es trotzdem versuchen. So fahre Ich also fort und fasse mich kurz und bündig. -
Die Zustände an Bord waren gerade nicht die allerbesten. Unser Kaptain Flint hatte sein Gesicht hinten; das heißt so viel, daß er sich ständig umsah, die Lage zu peilen, ob "Mudder Plumps" ihm auch nicht auf den Fersen war. "Mudder Plumps" war seine ehelich angetraute Frau, vor der er einen höllischen Respekt hatte. Sie machte jede Reise mit. Kaptain Flint behauptete allerdings, er nähme sie im "Schlepptau" mit, wie er sich ausdrückte, was richtig genommen aber nicht stimmte, denn - sie nahm ihn mit. Das Regiment auf unserer Brigg hatte sie ganz allein. Nur die äußere Formalität, Seemannsbrief und Kapitänspatent fehlten ihr; sonst wäre unser armer Kapitän ganz überflüssig gewesen. Infolge dieser Tatsache kam Kaptain Flint In seinem Kummer um den Verlust seiner Autorität, oft dazu, etwas tief in das Grogglas zu gucken. Die Bezeichnung "Mudder Plumps" war natürlich ein Spitzname, den die Mannschaft ihrem zweiten oder besser gesagt ersten Kapitän, sinnvoll vermacht hatte. Sie plumpste nämlich in jede Angelegenheit hinein, die eigentlich Sache des Seemanns war, kam mit ihrer "Wissenschaft" dazwischen und wollte von Schiffahrt und Navigation mehr verstehen, als wir alle zusammen. Schön war sie auch nicht. Ihre Figur sah einer großen Glocke nicht unähnlich, ihre Nase war breit und nach innen gebogen wie ein Schusterdaumen; dazu hatte sie richtige Schellfischaugen. Lora, ein grüner Papagei, den sie abgöttisch liebte, saß ihr meistenteils auf der Schulter.
Ich muss in meiner Erzählung weit ausholen. Wenn ich auch das Erlebnis meiner zweiten Reise schildern will, so muß ich doch auch von meiner ersten sprechen, da die Geschichte mit dieser im engsten Zusammenhang steht. Wir fuhren damals, es war im Sommer 1862, über Rotterdam mit einer Salzladung nach Kapstadt. Statt an die südliche Küste Afrikas zu gelangen, gerieten wir durch die navigatorische Wissenschaft der "Modder Plumps", die bekanntlich keinen Widerspruch duldete, in den Indischen Ozean. Das war ein tolles Stück! Bald wußten wir nicht mehr ein noch aus. Um unser Unglück voll zu machen, kam eine Flaute auf, die von einer solch ausgemachten Hartnäckigkeit war, daß die Segel unserer Brigg fast drei Wochen lang in Lot hingen, wie die Gardinen einer guten Stube. Der ungewohnte Anblick der endlosen und spiegelglatten Wasserfläche erfüllte uns mit fieberhafter Ungeduld und brachte uns beinahe zur Raserei. In Anbetracht dieser Katastrophe gab es nun eines Tages einen furchtbaren Krach. Zum ersten Male sah ich unseren Kaptain Flint richtig in Fahrt. Erst brodelte es in ihm eine Zeitlang, und dann wetterte er los. Wir sahen Sterne und Funken fliegen. In seiner blinden Wut entriß er seiner Frau ihren umfangreichen Strickbeutel - in diesem hielt sie besondere Bücher und geheime Pläne verborgen, die sie diesmal bei ihrer Eigenmächtigkeit gründlich irregeführt hatten - und schleuderte ihn in hohem Bogen in den Indischen Ozean.
Ich breche bei dieser unvergeßlichen Tat unseres Kapitäns,
die aber noch schlimme Folgen haben sollte, die Erzählung meiner
ersten Reise ab, um dort wieder fortzufahren, wo ich aufgehört
hatte. - Helgoland war lange außer Sicht. Nun kam das weite Meer.
Diesmal flößte es mir Angst und Schrecken ein, und ich
zählte mit bangem Herzen die Tage, die wohl nötig wären,
um Kristianssand - unser diesmaliges Ziel - zu erreichen.
Dazu kam, daß die drückende Stimmung. von der ich anfangs
berichtet hatte, nur noch fühlbarer geworden war. Meine hastige
und unüberlegte Frage an den Schiffskoch: ob etwas nicht in
Ordnung sei, hatte, indem sie von Mund zu Mund gegangen war, doch in
einer Weise ihre Berechtigung gefunden, nämlich insofern, als -
doch etwas los war. Aber was? Noch stand die Mannschaft im Haufen
beisammen und tuschelte, als unter ihr in der Kombüse, deutlich
hörbar durch die Schiffsdielen, die etwas schlürfenden
Schritte unseres Kapitäns hörbar wurden. Sie bewegten sich
der Treppe zu, und bald darauf erschien er selbst an Deck. Es sei hier
gleich gesagt, daß Kaptain Flint ein feiner Kerl war, der sich
mit uns Teerjacken unterhielt wie mit seinesgleichen. Ich las ihm bei
seinem Erscheinen sogleich vom Gesicht ab, daß eine schwere Sorge
in ihm lagerte. "Kinners, ein Wort von Mann zu Mann!" hub er an, indem
er auf seine Leute zuschritt, "Aberglaube steht ja bei uns nicht im
Latein, aber wir haben doch so was wie 'n Sependüwel oder
Klabautermann an Bord, meine...!" In diesem Augenblick erschien hinter
ihm auf der Kommandobrücke mit erhobenen Armen und wirrem Haar,
wie das aufsteigende Unwetter, seine Frau und schnitt ihm das Wort ab,
daß es ihm förmlich in der Kehle stecken blieb. Während
er hustete und prustete, hagelte es von oben Flüche und
Verwünschungen.
- "Haaa -
Vergeltung! haaa - Genugtuung! - Rrrraache! Die Vorsehung
übernimmt meine Rache! - Haaa! macht Euch bereit! Die
'Seemöve' muß mit Mann und Maus versaufen! - Heute nacht, -
ja heute nacht - geht's los!"
- "Wiesoooo denn?" wagte Krischan Smoken in das Gefuchtel einzuwerfen.
- " Wieso? Kein Wesen kann ohne Seele leben, auch die ‚Seemöve'
nicht! Ihre Seele liegt weit von hier tief auf dem Grunde des Indischen
Ozeans! Sie fliegt seelenlos dahin, um heute nacht machtlos zu
versinken!"
- "Bannig gelehrt! Watt nu?" ließ sich Kuddel Bodderbrod
hören.
- "Bedankt euch bei eurem Kaptain! Er warf mit frevelnder Hand meinen
Strickbeutel ins Meer, in dem sich, umhüllt von alten Dokumenten
und geheimen Schiffspapieren, die Seele unserer Brigg befand. - Haaa -
Vergeltung! Rrrraache!" Mudder Plumps schrie wie eine seilende
Möve und uns rieselte es dabei eiskalt über den Rücken.
Eine Weile herrschte Totenstille. Dann meinte Edje Garn:
- "Dat munkelte schon seit Harnburg; nun hebbt wi den Salat!"
- "Lot mi an Land, mit den ewigen Spektokel!" schimpfte Hein Quast.
Jonny Schwarz riß seine Mütze vom struppigen Haar und warf
sie vor seine Füße, daß es knallte:
- "Dat is ja Belästigung!"
- "Tscha, dat is man so, wenn der Düwel dor mang is!" erwiderte
ihm Willem Koppersmid.
- "Alle Wetter und verdammt noch mol!" so brummelte es von rechts und
links. Nur Kaptain Flint sagte kein Wort. Er machte nur eine
verzweifelte Miene, und seine ganze Haltung, als er davonging, besagte,
daß er sich uns gegenüber schuldbewußt fühle.
Es
war
mittlerweile Abend geworden. Das Wasser floß in träger
Zähigkeit dahin; man hatte das Gefühl, es sei nicht Oktober
in der Nordsee, sondern Tagesende nach heißem Mittag in
irgendeinem südlichen Gewässer. Unser Schiff lag mit wenig
Wind in der Dünung. Wir hatten unsere Arbeit getan und saßen
zusammen auf Achterdeck. Aber keiner hatte rechte Lust "to snacken,"
oder gar zu lachen; alles saß gedankenvoll da. Edje Garn spuckte
über die Bordplanke und brach als erster das Schweigen, Indem er
den Rest seiner Gedanken laut aussprach:
"...Tscha! kann mi sowat eigentlich nich vorstelln!" - Hein Quast,
unser Philosoph, hakte gleich ein: "Eine Seele kennt keine Entfernung;
nur der Strickbeutel, dat is natürlich schweres Material."
- " Wie war das, Hein?" fragte Jonny Schwarz, "sprech dich doch mal
rein aus."
- "Jawoll, Hein Quast, fang mal von vorne an, aber deutlich und klar."
- "Augenblick mal!" Krischan Smoken gebot Ruhe: "Ich will euch
verraten, was mir unser Kapitän in einer schwachen Stunde
erzählt hat. Also, von wegen Geheimdokumenten, Baubriefen und
Taufpapieren mit swatten Bändern - stimmt alln's! Und da is auch
ein Talersmann oder Talisman, wie so'n Ding heißt, ein Siegel mit
verziertem Blechrahmen, wo drauf steht:
De Seemöw hätt' ne lange Snutt,
Doch ohne mi geiht se kaputt.
Hein Quast meinte dazu: "Klar, es gibt Dinge unter der Sonne, von denen
unsere Schulweisheit nichts wissen will!"
- "Dat heißt aber: ... sich nichts träumen läßt!"
unterbrach ihn Bodderbrod.
- "Wat dat selbige is." Hein Quast wurde laut; er ärgerte sich,
verbessert worden zu sein: "Is doch alln's ganz egol, etwas früher
oder später ins Wasser, dat is doch Seemannslos - und wi sünd
doch nun mal all Seelüd!" -
Ein heftiger Windstoß, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, ließ uns alle aufschauen. Ohne daß wir es bemerkt hatten, waren von Osten her dunkle Wolken aufgezogen, die wie schwarze flatternde Tücher über den Horizont flogen. In kaum einigen Minuten war es pechschwarze Nacht geworden. - "Ägyptische Finsternis!" rief Kolnkarken von oben und griff in das Steuerrad. - "Sag' man lieber "Indische Finsternis"; dat paßt besser!" antwortete ihm Krischan. Doch der Humor sollte uns bald vergehen. Wir hatten kaum Zeit, Licht zu machen, als auch schon ein Sturm losbrach, der in seiner Gewalt selbst die sturmerprobten Seemannshirne unserer Mannschaft mit Angst und abergläubischer Furcht erfüllte. Wir hatten alle den Kopf verloren. Kasper Kolnkarken am Steuer kommandierte sich selbst: "Nord - Nord - West - 2 West - - - !" Aber unser Kaptain Flint war plötzlich erschienen und donnerte mit Stentorstimme in den Wirrwarr: "Beilegen! fix to!" - "Man nich so laut hier!" O weh, "Mudder Plumps" war auch da und schickte unseren Kapitän in die Kombüse. Nun waren wir verloren. Riesige Brecher, Wasserberge, elfenbeinschwarz, wälzten sich uns entgegen. Orkanartig wütete der Sturm. Tau und zerbrochene Rahen gingen wie Spreu über Bord.
Ich war die Treppe hinuntergesprungen, um Kaptain Flint Bericht zu geben, steckte meinen Kopf durch die Klappe seiner Kajütentür und sah Kaptain Flint, der sich krampfhaft festhielt und versuchte, sich einen Grog zu machen. - "Kaptain, achter uns kommt ein mächtiger Kasten auf, mit großen gelben Lichtern...!" - "Jung, dat gibt's nich. Backbord und Steuerbord sind immer rot und grün!" - "Kaptain, sollen wir beibiegen und uns aufnehmen lassen? Wir sind sonst verloren!"
Ohne seine Antwort abzuwarten, lief ich wieder an Deck, um zu sehen, ob das fremde Schiff nähergekommen war. Der Schreck lähmte mir fast die Glieder. Es war ganz nah und hatte sich in ein mächtiges drohendes Ungeheuer verwandelt, das mit leuchtenden Augen und etwa 50 Knoten Geschwindigkeit in unserem Kielwasser lag. Ich stürzte wieder hinunter mein Herz klopfte mir bis zum Halse -, steckte meinen Kopf durch die Klappe und rief: "Kaptain, ein mächtiges Seeungeheuer...!" - "Jung, dat gibt's nich; Seeungeheuer steht bei uns nich im Latein." - Mitten in einer tollen Verwüstung saß Kaptain Flint und trank Grog. Sein Gesicht war voller Ruß. Glühende Kohlen waren aus dem Ofen gefallen und kollerten von einem Ende der Kombüse zur anderen. Zuckertopf, Mostrich, kaputte Gläser,' Schutt und Asche, alles kollerte mit. - "Kaptain, ein Seeungeheuer!" stammelte ich noch mal und stürzte vor Angst schlotternd wieder die Treppe empor. Hier bot sich mir ein Anblick, den ich mein Lebtag nicht vergessen werde. Von einem eigenartigen schwefelgelben Licht beleuchtet, saß das gräßliche Ungeheuer, ein gerupfter Vogel in unausdenkbaren Ausmaßen, hinten auf dem Heck unseres Schiffes und klatschte mit seinen flügelartigen Schwimmflossen gegen die Bordplanken. Man konnte kaum in die gelben, tellergroßen Augen hineinsehen, so leuchteten sie. In seinem Krokodilsrachen, der mehr einem riesigen Entenschnabel glich, hielt er etwas Dunkles, das die Form eines Strickbeutels hatte. Vor diesem Phantom stand "Mudder Plumps", mit ihrem Papagei auf der Schulter, und raisonnierte laut. - Ich sah mich hilfesuchend um. Keine Sterbensseele unserer Mannschaft war zu sehen. - Plötzlich schrie der Papagei auf. Mit einem Satz war ich in die leere Wassertonne gesprungen und ließ den Deckel über mir zufallen. Im Geiste sah ich schon "Mudder Plumps" mit samt ihrem Papagei im Rachen des Ungeheuers. Ich stieß den Zapfen der Tonne aus und sah durch das Spundloch. Nochmals hörte ich den Papagei laut schreien; nun sah ich den riesigen Seedrachen vor dem krächzenden Ton erschrecken, den Strickbeutel fallen lassen und hinten über das Heck weg ins Wasser plumpsen. - Ich atmete auf und wollte aus meiner engen Umhüllung heraus, aber meine Kräfte verließen mich. Eine unüberwindliche Müdigkeit drückte mich nieder - Ich schlief in der Tonne ein. - Als ich erwachte, war heller Morgen, und der Sturm hatte sich gelegt. Vor meiner Tonne stand Kaptain Flint; sein Gesicht war noch immer von Ruß und Kohlenstaub geschwärzt: "Jung, wie is dat nu alln's worden, hüt Nacht?" fragte er mit einem tiefen Baß. - "Kaptain! - das vorsintflutliche Seeungeheuer hat unserer Brigg aus dem Indischen Ozean ihre versunkene Seele im Strickbeutel zurückgebracht...!" weiter kam ich nicht. Kaptain Flint lachte, lachte, daß es nur so brauste. Doch plötzlich wurde sein Lachen schrill und brach jäh ab. - "Was war wieder los?!" - Fassungslos sah ich mich um: - Da! Da stand hinter uns "Mudder Plumps" mit erhobenem Kopf und sieghafter Miene. Am Arm hing ihr der Strickbeutel. - Als ich des Strickbeutels ansichtig wurde, dessen Verschwinden so viel Angst und Todesqualen gekostet hatte, holte ich tief Atem und schrie dann freudig auf. Hell lachte ich los - (für einen Schiffsjungen vielleicht etwas ungebührlich laut). Die ganze Mannschaft fiel mit Johlen und Grölen ein. Unsere gute "Seemöve" seilte mit freudigem Seemannslachen durchs Wasser dahin.
Jetzt war meine eigene Seele wieder froh und meine alte Sehnsucht zur Schiffahrt wieder wach. Ich nahm meine Handharmonika und begrüßte das glitzernde Meer. Nun freute ich mich doch, daß wir noch einige Tage von Kristianssand entfernt waren.
Jonny, der Schiffsjung.