- "Ich schwitze wie ein Braten, wenn ich an den explodierten
'Holzzapfen, den Flüchtigen' denke!" brummte Sancho Pansa. Aber
die scherzhaften
Äußerungen seines Knappen konnten Don Quixote kein
Lächeln entlocken. Nach der Verhöhnung im Schlosse des
Herzogs konnte der Ritter seines Lebens nicht mehr froh werden; er
begann, an sich zu zweifeln, und sein Mut schwand mehr und mehr dahin.
So geschah es denn, daß seine Kampfeslust, die bisher bei jeder
Gelegenheit gleich einer züngelnden Flamme in ihm emporloderte,
sich nicht regte beim Anblick eines Ritters, der ihm auf feurigem Rosse
aus einem Waldhang entgegengaloppierte. Dieser Ritter trug einen
weißglänzenden Mond in seinem Schilde. - Es war Carrasca,
der sich, dieses Mal besser ausgerüstet, aufgemacht hatte, um mit
neuer List unseren Landedelmann zu seinen Angehörigen
zurückzuholen. -
"Ich
bin der Ritter vom weißen Monde!" sprach er heranreitend den
traurigen Don Quixote an, "und verlange von Euch das Bekenntnis,
daß meine Dame unvergleichlich schöner sei, als die Eure,
die Ihr Dulcinea von Toboso nennt!" Da Don Quixote von la Mancha sich
weigerte, dieses zu bekennen, gab es einen kurzen Kampf, den, dank
seines besseren Pferdes, Carrasca gewann. Der Besiegte mußte sich
nun auf Ritterehre verpflichten, unverzüglich in sein Heimatdorf
zurückzukehren. - Zu Hause angekommen wurde Don Quixote von seiner
Nichte und den anderen Hausangestellten mit ehrlicher Freude
begrüßt. Nach den Erzählungen seiner Abenteuer lud ihn
schließlich die Haushälterin ein, sich zu Tische zu setzen
und ein tüchtiges Nachtessen einzunehmen. - "Nein, gute Frau. ich
weiß besser, was mir frommt", erwiderte Don Quixote
schwermütig. "Bringt mich zu Bette; denn mich dünkt,
daß mir gar nicht wohl ist." - Um Mitternacht erhob sich der
Ritter auf seinem Pfühl, ein Fieber schüttelte ihn. Noch
einmal reckte der kranke Ritter seine langen Arme, als sei er mitten im
Kampfgewühl. Er besiegte alles, was ihm in seinem Fieberwahn
entgegenkam. Schließlich verbeugte er sich mit verklärtem
Angesicht und nahm aus schöner Frauen Hände goldene
Lorbeerkränze, mit denen er sich schmückte. In einem Rausch,
als höre er Glocken und Jubelhymnen tönen, entfloh seine
Seele leicht wie ein Hauch. Unter Tränen wurde er begraben, und
Carrasca setzte ihm folgende Inschrift auf sein Grab:
"Hier liegt der tapfere Held, Ritter Don Quixote von la Mancha, der alles besiegen konnte, nur nicht den Tod!"