Als Don Quixote und Sancho Pansa in das Schloß einzogen, rief
alles: "Willkommen der Held aller Helden, der Ruhm der fahrenden
Ritterschaft!" Sechs Edelknaben warfen ihm einen großen
Scharlachmantel um die Schultern; sodann führte der Haushofmeister
den edlen Spanier und seinen Knappen zur Tafel. Unter tausend
Höflichkeitsbezeugungen ging das fürstliche Essen von
statten. Sancho Pansa wunderte sich nicht wenig über die Ehren,
die seinem Herrn zuteil wurden, und trug mit seinen tapsigen
Bemerkungen viel zur Belustigung bei. Don Quixote saß in voller
Würde da und nahm solche Ehrung mit Fug und Recht für sich in
Anspruch. - Während der Tafel und allerlei ergötzlichen
Gesprächen wurde draußen im Hofe der schrille und gellende
Ton einer Pfeife vernehmbar, der von dem dumpfen Gerassel einer alten
knarrenden Trommel begleitet wurde. Der Ritter und Sancho Pansa
stutzten über diese mißtönende Musik.
Der Herzog gab des Rätsels Lösung, indem er sich an Don
Quixote wandte: "Mein werter Ritter! Es ist der Stallmeister Trifaldin,
der auf solche Weise das Unglück seiner Herrin, der Gräfin
Duenna Dolorida, verkündet. Die einst in Schönheit
glänzende Dame ist von dem schändlichen Giftkoch und Zauberer
Malambruno in ein abscheuliches, bärtiges und borstiges Wesen
verwandelt worden. Der Stallmeister hat von Euch, dem berühmten
und tapferen Ritter von la Mancha gehört, hat erfahren, daß
Ihr in meinem Schlosse weilt, und hofft zuversichtlich, von Euch Schutz
und Beistand für seine Herrin erwarten zu können, wenn nicht
gar Befreiung aus ihrem Unglück." - Don Quixote war an das hohe
Saalfenster getreten und sah nun unten im Hofe einen Mann mit langem
weißen Barte, der in düstere Trauerflore gehüllt war.
Hinter dieser gruseligen Gestalt trugen vier wilde mit Efeu behangene
Männer ein riesiges hölzernes Pferd. - "Das ist 'Holzzapfen,
der Flüchtige'," erklärte jetzt der Herzog dem staunenden
Ritter, "ein Zauberding, von dem großen Mystiker Merlin
verfertigt. Es hat die Eigenschaft, durch die Lüfte zu ziehen, und
wer es wagt, sich auf seinen Rücken zu schwingen, hat allein die
Möglichkelt, den Zauberer Malambruno zu finden und zu vernichten.
Erst dann würde die edle Gräfin Duenna Dolorida befreit sein
und in die Schönheit ihrer zarten weißen Glieder
zurückkehren können." -
"Los,
Sancho Pansa,
hinunter und auf das Pferd!" brüllte Don Quixote mit einer
Donnerstimme und zog seinen Knappen die Treppe hinunter bis auf den
Hof. - "Augenblick! Ritter Don Quixote! Merlin verlangt, daß dem
Befreier die Augen verbunden werden!" rief der Herzog und sprang ihnen
nach. Die beiden Helden ließen es geschehen und saßen bald
auf dem Rücken des hölzernen Pferdes. Don Quixote tastete
nach dem Zapfen, durch den das Zaubertier lenkbar war, und nun ging es
mit einem Sausen durch die Luft. - "Ich sitze schlecht!" brummte Sancho
Pansa, "mein alter Esel ist mir lieber!" - "Halt's Maul, voller Wanst;
es gilt eine edle Fürstin zu befreien!" Don Quixote schwang sein
Schwert, als kämpfe er gegen einen unsichtbaren Feind. - Ein
Diener hatte auf Befehl des Herzogs den Schwanz von "Holzzapfen, dem
Flüchtigen", der sich natürlich noch keinen Zoll vom
Hofpflaster erhoben hatte, angesteckt. Eine ganze Masse
Feuerwerkskörper, die sich in dem hohlen Bauche des Tieres
befanden, entzündeten sich. Mit furchtbarem Krachen und unter dem
Freudengeschrei der ganzen Hofgesellschaft, explodierte der Zaubergaul.
Don Quixote und Sancho Pansa, von Pulverdampf und Ruß
geschwärzt wie zwei Kaminfeger, flogen in hohem Bogen durch die
Luft.