Am folgenden Tage, gerade als unsere beiden Helden aus einem Wäldchen ritten, erblickte Don Quixote auf einem grünen Anger eine fürstliche Geseilschaft von Falkenjägern. Inmitten dieser Leute ritt eine schöne Dame auf einem schneeweißen Zelter. Die vornehme Dame trug ein prächtiges grünes Jagdgewand und hielt auf ihrer rechten Hand einen Falken, woraus unser Ritter entnahm, daß sie die Gebieterin des ganzen Jagdgefolges sein müsse. - "Höre, Sancho," sprach Don Quixote nach einer Weile zu seinem Knappen, "reite hin zu dieser holden Dame, entbiete ihr meinen Gruß. Sage ihr, daß ich, Don Quixote von la Mancha, der Löwenritter, der Besieger aller Mauren, der Held erschütternder Abenteuer, ihr die Hand küsse und um Erlaubnis gebeten haben wolle, ihr meine ehrfurchtsvolle Aufwartung zu machen. "Sancho Pansa rannte seinem Grauen die Fersen in den Leib, eilte im Galopp davon und war nach wenigen Augenblicken bei der schönen Jägerin angekommen. Er sprang ab, warf sich vor ihr auf die Knie nieder und wiederholte, was ihm von seinem Herrn aufgetragen war. Die Dame lächelte holdselig und gnädig: "Ihr habt Eure Botschaft vortrefflich ausgerichtet, und wenn Euer Herr wirklich der berühmte Don Quixote ist, von dessen unerhörten Taten das ganze Königreich Spanien und die übrige Welt spricht, so soll er mir und dem Herzog, meinem Gemahl, in unserem Landhause willkommen sein." - Indes kam Don Quixote mit einer heroischen Miene heran. Er wollte sich erhobenen Hauptes wie ein überirdischer Held aus dem Sattel schwingen, um dieser schönen und edlen Fürstin zu imponieren. Sancho Pansa ritt hinzu, um ihm behilflich zu sein. Unglücklicherweise aber verwickelte sich sein einer Fuß in dem Halfter des Esels, so daß der Held mit Brust und Gesicht zu Boden rutschte, ohne den anderen aus dem Steigbügel befreien zu können. Rosinante bäumte sich, der Esel schrie laut i-a und der dicke Sancho plumpste auf seinen Herrn, daß dieser krachend und klirrend ein Stück seiner Rüstung nach dem anderen verlor. Der Ritter schämte sich, vor der holden Weiblichkeit so erbärmlich zu Fall gekommen zu sein, und stieß deshalb schreckliche Verwünschungen gegen seinen unschuldigen Knappen aus, der noch immer brüllend unter den Hufen seines Esels zappelte. Der Herzog eilte nun persönlich zur Hilfe herbei, da sein Gefolge vor Lachen nicht vom Flecke konnte. - "Erhabener Fürst, habt tausend Dank!" sagte Don Quixote mit entschuldigender Geste, "Ihr seht, was der Taugenichts von einem Schildknappen für Unglück angerichtet hat." - "Gemach, Herr Ritter von Ja Mancha!" versetzte der Herzog und führte den zerzausten Helden zu seiner schönen Gemahlin. Diese sprach zu ihm mit heiterem Lächeln: "Mein fahrender Ritter! Es tut Eurem Ruhme keinen Abbruch, daß Ihr einen Schildknappen besitzt, der wohl geschwätzig, plauderhaft und kurzweilig ist, doch desto weniger versteht, einen Steigbügel zu halten." Unter solch artigen Worten zog nun Don Quixote neben der Herzogin inmitten der ganzen Jagdgesellschaft dem Schloßtore zu. Im Burghof angekommen sprang der Ritter von seiner Rosinante, um als Grandseigneur und hoher Gast der Herrin des Hauses beim Absteigen behilflich zu sein. Aber der Teufel war dazwischen und brachte neues Unglück über ihn. Der leichte Stoff ihres Kleides, die wertvolle Spitzenkrause und der wehende Schleier ihres Chasseurhutes verfingen sich in der verbeulten Rüstung des Ritters, hakten hier hinter einer Schraube, zerrissen dort an einer scharfen Kante und saßen dergestalt verstrickt und fest, daß es einer langen Zeit bedurfte, bis die schöne Jägerin von dem geharnischten Ritter mit der traurigen Gestalt wieder befreit wurde.