In jämmerlichem Zustande, mit Pflastern über und über
bedeckt und mit gequetschten Rippen hing Don Quixote, mehr als er
saß, im Sattel des Esels. Rosinante war nicht fähig, ihn zu
tragen. Sancho Pansa ging lahm wie ein Krüppel dahinter. So waren
sie aus der Schlacht mit den Hirten hervorgegangen. - Die Nacht kam
heran. Sie gelangten an ein Wirtshaus, das Don Quixote alsbald für
ein verwunschenes Schloß ansah, obwohl sein Knappe steif und fest
behauptete, es sei eine gewöhnliche Schenke. Bald lag der
zerschundene Ritter in einem Bette dieses Wirtshauses, während
Sancho Pansa sich auf dem Boden davor lagerte.
Don Quixote befand sich übel, ächzte und stöhnte laut
und anhaltend, so daß das Gejammer durch das ganze Haus drang.
Ein rauher und grober Maultiertreiber geriet über seine
gestörte Nachtruhe so in Wut, daß er den klagenden Ritter
kurzerhand aus dem Bette holte und fürchterlich verwalkte. Als
Sancho Pansa seinem Herrn zu Hilfe eilen wollte, geriet er in der
Dunkelheit an den Wirt, der mit seiner Magd in die Kammer gestürzt
kam. Nun gab es ein böses Durcheinander. Jeder schlug wie toll um
sich her und jeder Faustschlag, der traf, brachte einen blauen Fleck. -
Zufällig hatte im Nebenzimmer ein Häscher sein Quartier. Er
erwachte von dem gräßlichen Lärm, nahm seinen Amtsstab,
eilte im Finstern in die Schlägerei und rief mit lauter Stimme:
"Friede im Namen der Obrigkeit! Friede und Ruhe!" Der erste, den er mit
den Händen greifen konnte, war Don Quixote, der ohne Besinnung in
seinem zertrümmerten Bette lag. Er faßte ihn beim Barte,
zupfte ihn und schrie "Achtung vor der Obrigkeit!" Aber auch der
Häscher konnte nichts ausrichten gegen den wütenden
Maultiertreiber, der jetzt den Ritter mitsamt seinem Knappen durch die
Tür in die mondhelle Nacht hinauswarf, um endlich ungestört
schlafen zu können. Draußen auf dem weichen Moosgrund des
Waldes fanden sich Don Quixote und Sancho Pansa wieder. -
"Freund, kannst Du jetzt schlafen?" ächzte der Ritter. - "Alle
Teufel sind los und in dieser gemeinen Schenke über mich armen
Kerl hergefallen!" - "Nein. Du irrst, Freund!" versetzte Don Quixote,
"wir befanden uns in einem verzauberten Schlosse. Denn wisse, als ich
auf meinem Schmerzenslager wimmerte. kam unversehens die mächtige
Faust eines ungeheuren Riesen und versetzte mir einen Kinnhaken,
daß mir die Sinne vergingen. Darauf zermalmte mich der Riese mit
Händen und Füßen. Es war ein erbarmungsloses,
gräuliches Ungeheuer!" - "Mir ist es schlimmer ergangen," sagte
Sancho Pansa; "mich haben vier- oder fünfhundert Mohren so
jämmerlich durchgedroschen, daß mir die Prügelsuppe,
die wir heute morgen von den Hirten empfingen, wie Kuchen und
Zuckerbrot vorkommt. Weh mir! Weh mir! Ich bin kein fahrender Ritter
und doch bekomme ich von allem Unglück, das uns betrifft, immer
das schlimmste Teil." - "Also bist Du auch geprügelt worden, mein
Freund?" sagte Don Quixote zerknirscht. "Wenn ich Unglücklicher
nur jetzt den Wundertrank des ,Fierabras' hätte! Zwei Tropfen
davon würden uns gesund machen und alle Schmerzen stillen!" - "Wo
ist der Trank, edler Ritter?" fragte Sancho begehrlich. - "Ein
berühmter Zauberer hat ihn, wie ich in einem herrlichen
Ritterroman gelesen habe. Wenn wir diesen finden, so werde ich ihn
zwingen, den köstlichen Balsam herauszugeben, um Dir, Freund
Sancho, Deine Schmerzen zu lindern." - "O Gott, o Gott, da werde ich
lange leiden müssen!" -