Zuerst machte er sich daran, eine alte Rüstung, die von seinen
Vorfahren her bestaubt und rostig zwischen Bodenrummel lag, zu reinigen
und zu putzen. Als er jedoch dabei war, bemerkte er mit nicht geringem
Schrecken, daß der wesentlichste Teil, nämlich der Helm
fehlte. Er kramte die Polterkammer um und um und fand schließlich
eine alte Pickelhaube, die einem gewöhnlichen Knappen gehört
haben mußte. Mit mühevoller Arbeit fabrizierte er aus diesem
Ding einen würdevollen Helm, der nun zur Hälfte aus Pappe
bestand. Tränen quollen aus seinen Augen hervor, als er bemerken
mußte, daß dieses Machwerk einem Hieb seines Schwertes
nicht standhielt, sondern in Trümmer ging. Nach vielem
Kopfzerbrechen verband er die Pappe mit Draht und eisernen
Stäbchen und erklärte jetzt diese umgearbeitete Pickelhaube
für den tüchtigsten und vollkommensten Helm der Welt.
Nun zog er die fertige Rüstung an und suchte nach einem
wohlklingenden Namen für seinen dürren Klepper, der mehr
Gebrechen hatte, als der Taler Pfennige. Er stöberte in seinen
Heldengeschichten und fand den lieblichen Namen Rosinante für sein
zukünftiges Schlachtroß. Sich selber, als mannhaften und
tapferen Ritter, nannte er Don Quixote von la Mancha. Nach dieser
Hauptschwierigkeit sagte er sich: "Ein irrender Ritter ist ein Nichts
ohne ritterliche Liebe. ich muß eine Herrin meiner Gedanken und
meiner Seele finden, für die ich kämpfen kann. in der
Nähe seines Dorfes in einem Flecken lebte ein rotbackiges
Bauernmädchen, auf das er lange heimlich ein Auge geworfen hatte;
diese war die Richtige, er erkor sie zur Königin seines Herzens
und nannte sie Dulcinea von Toboso. -
Nun hieß es nicht länger säumen, vielmehr das
kühne und großartige Vorhaben sofort ins Werk zu setzen. Don
Quixote von la Mancha griff nach Schild, Schwert und Lanze, schwang
sich auf seine Rosinante und ritt durch die Hintertür seines
Hühnerhofes ins Freie. Unterwegs besann er sich, daß er noch
einen Schildknappen brauche, und da er gerade bei seinem Nachbarn,
einem ehrlichen Bauern mit wenig Verstand, vorbeiritt, versuchte er,
diesen für seinen Plan zu gewinnen.
Anfangs wollte Sancho Pansa, so hieß der kleine dicke Bauer, von
Rittertum und Irrfahrten nichts wissen. Aber Don Quixote machte
große Versprechungen und versicherte ihm, daß er kurz
über lang ein Königreich oder eine Insel erobern würde,
auf der Sancho Pansa als König oder Statthalter eingesetzt werden
sollte. Der gute Bauer wurde wankelmütig und, trotz Frau und
Kindern, entschloß er sich endlich, den edlen Ritter zu
begleiten. Sancho Pansa bestieg seinen Esel, der noch außer ihm
einen wohlgefüllten Schnappsack zu tragen hatte, und verließ
still und heimlich, ohne von seinen Angehörigen Abschied zu
nehmen, mit seinem zukünftigen Herrn und Gebieter das Dorf. An der
ersten Schenke, die am Wege lag, sagte Don Quixote zu seinem Knappen:
"Hier wohnt ein mir bekannter, doch heruntergekommener Edelmann, der
heute das üble Geschäft eines Schankwirtes betreibt. ich
werde ihn herausbitten, damit er mich unter Gottes freiem Himmel zum
Ritter schlägt. Der Wirt, eines Bauernknechtes Sohn, fand dieses
Anliegen sehr originell und zeigte sich bereit. Er holte zwei
Gänsemägde und einen Küchenjungen als Zeugen, damit die
Sache ein feierliches Aussehen bekäme; hierauf ließ er den
verrückten Ritter niederknien, bat sich dessen Schwert aus und
versetzte ihm mit der flachen Klinge ein paar so kräftige Hiebe
über die Schulter, daß ein anderer als der standhafte Don
Quixote bei solchem Ritterschlag laut aufgeschrien hätte.