Wohlig gebettet auf einer rosaweichen Wolke war der junge Bettler Matsuki-schei seinem harten Lager entwichen und schwebte über allem Irdischen, wie ein junger Gott. Nun war er jeder Sorge enthoben; denn seine Wünsche waren fortan dem Schicksal Befehl. Er wünschte sich, der Kaiser Asiens, der Beherrscher aller Mongolen zu sein. So schaute er hinab und suchte den Palast des großen Wuschangis-khan, des glücklichsten aller Kaiser. Als er ihn endlich gefunden, gefiel es ihm, sich zu wünschen, dort unten an den Stufen des Glückes sitzen zu dürfen. Also saß der junge Bettler Matsuki-schei in seine Lumpen gehüllt auf der Treppe des Palastes und streckte nach alter Gewohnheit seine Hand aus, um zu betteln. Man achtete nicht auf ihn. Eine Schar der schönsten Freier, mit den längsten und seidigsten Zöpfen des Mongolenreiches, in goldgestickten Drachengewändern, umlagerte das Tor und wartete auf die Wahl der schönen Thronerbin Nukada. Endlich erschien sie, schön wie die Ranke eines Tempelgewächses, mit einem kleinen Seidenball, den sie dem Auserwählten zuwerfen sollte. Die stolze Nukada aber mochte keinen von diesen geschmückten Laffen und warf den Ball ins Leere. Er fiel wie durch Zauber in die Hand des Bettlers. Der Drache im Banner krümmte sich, ein Wehklagen hub an, aber der Ball war gefallen und der kaiserliche Spruch war besiegelt. Man umhängte den Bettelsmann mit prächtigen Kleidern und gab ihm die kaiserliche Tochter Nukada zur Frau... Einige Tage nach diesem Ereignis starb der Kaiser Wuschangis-khan aus Kummer über dieses Ungemach. Wirklich wurde nun der Bettler Matsuki-schei Kaiser von Asien und Beherrscher aller Mongolen. - "Wehe dem, der wunschlos ist!" sagt der Weise Lao-tse. Matsuki-schei aber besaß alles; er hatte keine Wünsche mehr und wurde todunglücklich. Draußen vor dem Tor aber stand das Wort "Glück" groß in goldenen Lettern geschrieben. Darum hieß es nun, nach außen hin - "das Gesicht wahren". Aber das wunschlose Leben im Überfluß wurde immer unerträglicher. Matsuki-schei beschloß, zu fliehen. Als er sich nun eines Nachts heimlich davonmachen wollte, um sich diesem scheinbaren Glück zu entwinden, wurde er entdeckt und es gab einen heftigen Kampf. Mit übermenschlichen Kräften riß er sich los und machte einen tollkühnen Sprung durch die Wölbung eines Fensters ins Freie. Unten im Schatten einer Mauer wurde er am Arm gepackt und gewaltig geschüttelt - - -.
Matsuki-schei erwachte aus seinem Traum. - "Ans Betteln, du Faulenzer!" hörte er die Stimme seines Stiefvaters, des alten Bettlers, der ihn unsanft von seinem harten Maisstrohlager zog, auf dem er geschlafen hatte, wie auf Wolkenkissen. Der junge Bettler Matsuki-schei murrte nicht. Er ging leichten Schrittes zur Hütte hinaus an die Bettlerarbeit und freute sich, daß er nicht der Kaiser Asiens, der Beherrscher aller Mongolen war.