"Nach meiner Heimkehr von der letzten abenteuerlichen Reise befand
ich mich wohlgeborgen auf meinen Gütern und im Kreise meiner
Freunde. Meine edlen Herren, ich hatte nicht die Absicht, noch einmal
in meinem Leben eine Reise anzutreten. Da wurde ich eines Tages zum
Sultan Harun-al-Raschid gerufen. Als sein Gesandter sollte ich einem
berühmten indischen Fürsten ehrenvolle Geschenke
überbringen. Mein Widerstreben half nichts, ich mußte wieder
in See stechen! Diesmal schien es, als sollte die Reise ruhiger von
statten gehen. Von dem indischen Fürsten verehrt und reich
beschenkt, trat ich die Rückfahrt an, aber unterwegs wurden wir
von Seeräubern überfallen, übermannt und sämtlich
als Sklaven verkauft. Mich kaufte ein
afrikanischer Handelsherr, der
ein großer Liebhaber der Jagd war.
So mußte ich ihn eines Tages auf einer Elefantenjagd begleiten.
In der Spitze eines Baumes sollte ich warten und vorüberkommende
Elefanten den andern Sklaven durch Geschrei entgegentreiben. Es
war schon eine lange Zeit verstrichen, da erzitterte auf einmal die
Erde und eine Herde von hunderten von Elefanten kam dahergetrampelt.
Ich entging ihren Blicken nicht, und zu meinem Schrecken gewahrte ich,
daß die Tiere den Baum loswühlten, auf dem ich saß.
Schnell sprang ich zu Boden, um nicht von dem Stamme erschlagen zu
werden. Jetzt fühlte ich mich erfaßt. Ein Elefant hielt mich
gepackt und - hob mich ganz sacht auf seinen Rücken. Dann begann
ein rasender Galopp, die ganze Herde hinter mir her. Gegen Abend kamen
wir an einen großen freien Platz. Abermals wurde ich von dem
Rüssel meines riesigen Reittieres erfaßt und sanft zu Boden
gesetzt. Ringum bemerkte ich staunend das schönste Elfenbein;
daneben lagen die Gerippe verendeter Elefanten. Die klugen Tiere hatten
mich also hierhergeführt, um mir diesen Schatz zu zeigen; sie
hofften dadurch unserer ferneren Verfolgung zu entgehen. Ich ging nun
zurück, erzählte meinem Herrn von dem Fund, der auch bald
geborgen wurde. Zum Dank gab er mich frei und entließ mich reich
beschenkt in die Heimat."
Sindbad, der Packträger, aber sah jetzt ein, daß der Erzähler nicht nur des Lebens Süßigkeiten, vielmehr des Daseins Bitternisse in reichlicher Fülle genossen hatte, bevor er in diesem Reichtum, in dem er sich an seinem Lebensabend befand, in wirklicher Beschaulichkeit Ruhe finden konnte. Von dieser Stunde an wurden der arme und der reiche Sindbad Freunde. Der alte Seefahrer ließ den Packträger an seinem Wohlstande teilnehmen und so lebten beide noch lange Jahre glücklich miteinander.