Zwei Mönche ritten des Weges auf großen Maultieren,
trugen lange schwarze Gewänder und schützten sich gegen die
Sonnenstrahlen durch große rote Schirme. Ein wenig hinter ihnen
fuhr eine Kutsche, von einem Stallmeister zu Pferde begleitet. in der
Kutsche saß eine Dame aus Biskaya, die zu ihrem Gemahl nach
Sevilla reiste. - Don Quixote sagte zu seinem Knappen: "Sieh', Sancho
Pansa! Jene schwarzen Gestalten dort sind ohne Zweifel zwei Zauberer,
die eine entführte Prinzessin mit sich fortschleppen, und ich
halte es für meine Pflicht, solchem schändlichen Beginnen ein
Ende zu machen." - "Bester gnädiger, Herr, Ihr irrt Euch; es sind
ehrwürdige Mönche; wir kommen in des Teufels Küche!" -
"Sancho Pansa, schweig!" antwortete ihm entrüstet der Ritter. Als
die Mönche nahe genug herangekommen waren, rief er ihnen mit
lauter Stimme zu: "Haltet inne, verteufeltes Hundsvolk!!"
Er legte seine Lanze ein, gab Rosinante die Sporen und sprengte im
Galopp grimmig und zornig auf die Mönche los. Der eine der
Mönche fiel durch den Anprall aus seinem Sattel heraus zu Boden;
der andere entfloh. Jetzt fiel auch Sancho Pansa mutig ein und wollte
über den am Boden liegenden Mönch herfallen. Dieser aber,
nicht faul, packte seinerseits zu, raufte dem Knappen Haar und Bart aus
und verprügelte ihn so jämmerlich, daß der Zetermordio
schrie. Ehe Don Quixote seine Lanze umlegen konnte, war das
Mönchlein wieder auf seinem Maultier und sprengte davon. - Nach
diesem Erfolg hatte sich der edle Ritter der Kutsche genähert und
die darin sitzende Dame angeredet. - "Hohe und edle Prinzessin, ich
habe Euch soeben durch die Kraft meines Armes aus den Händen der
Zauberer befreit. Wisset, ich bin Don Quixote von la Mancha, ein
irrender Ritter. Wolltet Ihr meine Tat belohnen, so schickt einen
Gesandten zur Gebieterin meines Herzens, der erhabenen Dulcinea von
Toboso. Gebet ihr Bericht von meiner Heldentat, daß ich Euch
durch meine Tapferkeit der Gewalt zweier schändlicher Zauberer
entrissen habe." - "Schert Euch fort, traurige Gestalt!" drängte
sich jetzt der Stallmeister dazwischen. Don Quixote aber antwortete
seelenruhig mit erhabener Miene:
"Mensch!! Wenn Du ein Ritter wärest, so würde ich Dich zum
Zweikampfe fordern, so aber packe Dich, leibeigener Wicht!" Der
Stallmeister zog vom Leder. Don Quixote warf zornig die Lanze von sich,
deckte die Brust mit dem Schilde, zog sein Schwert und stürmte mit
festem Vorsatz auf den Knecht los. Ein heftiger Kampf entbrannte. Ein
wuchtiger Hieb des Stallmeisters traf den Schild seines Gegners so
heftig, daß selbst des dürren Ritters Rippen unter seiner
Rüstung dröhnten. Durch diesen mächtigen Anprall verlor
der Begleiter der Dame das Gleichgewicht, stürzte aus dem Sattel
und brach ein Bein. Gelassen stieg Don Quixote von seiner Rosinante,
setzte den Fuß dem Gegner in den Nacken und sprach mit
hochherzigem Tone: "Das Leben sei Dir geschenkt!" - Als Sancho Pansa
Haar, Bart und Kleider geordnet hatte, saß sein Herr und Gebieter
schon wieder triumphierend auf dem Roß. "Diese Siege sind gut und
recht, gestrenger Herr", meldete sich Sancho Pansa; "aber wo bleibt das
Königreich, dem ich als Statthalter vorstehen soll? Ich fühle
Kraft in mir, es höchst würdig und vollkommen zu verwalten."
Als der edle Ritter sich von diesem unnützen Gerede abwandte,
bemerkte er, daß die Karosse mit Kutscher, Stallknecht und Dame
verschwunden war .