Bild 57.  Marygold kämmt ihr Blondhaar


Bild 57. Marygold kämmt ihr Blondhaar

Bobby, den Ruß von der Explosion noch im Gesicht, hält ihr dazu den Spiegel. Im Hintergrund die rauchende Ruine des Geisterhauses, dem das Paar glücklich entronnen ist.

"Mädchen sich das Haar kämmend", "junge Frau bei der Morgentoilette" sind beliebte Malermotive. Man muss weit suchen, um Versionen dieses Themas zu finden, die es an Liebreiz mit der vorliegenden aufnehmen können. Dabei gelangt man zu den französischen Impressionisten und zu einem Mädchenbildnis von Auguste Renoir.

"Marygold, sich das Haar kämmend" ist sicherlich ein erzählendes, ja ein laut schwadronierendes Bild, launig, spöttisch, eine Satire auf die weibliche Selbstverliebtheit, - das Kussmündchen, das Marygold ihrem Spiegelbild zuwirft! Aber was den Vergleich mit einem Werk der strengen, ernsten, reinen Malerei rechtfertigt, ist, dass es dem jungen Illustrator Mart nicht weniger gut gelingt wie dem erfahrenen Maler, einen Anblick, eine Geste von atemberaubender Schönheit festzuhalten und mitzuteilen. Dem einen vergeht dabei der Spott, dem andern der Ernst. Junger und alter Künstler stehn hingerissen vor einem Mädchen, das sich das Haar kämmt.

Der Betrachter des Bildes kann das Entzücken des Spiegelhalters Bobby gut nachvollziehen. Der gesichter- und minenkundige Karikaturist Mart läßt sich natürlich auch nicht die Gelegenheit entgehen,jene Beimischung von Blödigkeit im Ausdruck des Hingerissenseins wiederzugeben.

Eine kleine Formspielerei mit luftbewegten Dingen erhöht den Reiz der Szene: Das im Morgenwind wehende Blondhaar der Schönen legt sich wie ein Vorhang vor die grausige Bandstätte: zweierlei Feuer, zweierlei Entflammung.


DIESES BILD IM MÄRCHENBUCH AUFSCHLAGEN