in Eskimo beklagte sich, daß er immer in Halbdunkel und
Kälte leben müßte. Er ging zu dem Geist Lakalak, der
wie ein riesig grauer Schleier vor der Sonne Grönlands hing, rief
ihn an und brachte seine Klagen vor:
"Es ist alles so kalt und dunkel; warum trennst Du nicht den Tag von
der Nacht? Warum verhüllst Du mir das Licht?"
"Was soll ich tun?", - fragte der Geist zurück.
"Schicke mich in das Land des Lichtes, damit ich nicht vor Qualen
sterbe!"
Da zerbarst in der Ferne mit furchtbarem Getöse ein gewaltiger Eisberg, die Seehunde erhoben ihr heiseres Bellen, die Eisbären brummten laut und die Wale schlugen so kräftig aus dem Wasser, daß es Eisschollen regnete. Dann ging ein dichter Nebel nieder und hüllte den klagenden Eskimo ein. Der Geist führte ihn hinweg.
Aus den Ohren des Fortziehenden schwanden die Stimmen seiner Heimat, das leise Tappen ziehender Elentiere, das Knistern der Herdfeuer, selbst das Knirschen seiner pelzumwickelten Sandalen im Schnee hörte er bald nicht mehr. Nun wurde ihm doch etwas traurig zu Mute. Als aber nach langer Wanderung endlich warme Lichtstrahlen den Nebel zerteilten, war er voller Erwartung.
Grüne Matten und blauer Himmel wurden sichtbar, Vögel zwitscherten, bunte Blumen standen zu beiden Seiten des Weges, und hinter ihm glänzte das Licht der Sonne. Doch als er seine Arme erheben wollte, um das Land seiner Sehnsucht zu begrüßen, stutzte er. Ihm voraus auf seinem Wege, einer Warnung gleich, zog ein dunkles Ungeheuer. Es war sein eigener Schatten, den er zum ersten Male in seinem Leben sah. Heftig erschrocken machte er auf der Stelle kehrt und lief zurück, immer von dem Ungeheuer verfolgt, dem er entfliehen wollte.
So kam er wieder nach Grönland zurück, griff zuerst nach seiner tröstenden Pfeife und nahm einen tüchtigen Schluck Tran zur Stärkung.
Der Geist Lakalak aber hing wie immer vor der Sonne und tat, als ob er von nichts wüßte.